„Kryptobank“ Klagenfurt mit zwielichtigen Partnern

Große Freude vor wenigen Wochen: Die Kleine Zeitung berichtet, in Klagenfurt soll die erste „Kryptobank“ eröffnen! Ok, NACH dem House-Of-Nakamoto in Wien und dem Ladengeschäft des Grazer Bitcoin-Pioniers Coinfinity zwar nicht ganz das erste Bitcoin-Geschäft, aber da wollen wir mal großzügig sein – es soll ja nur eine Marketing-Aussage sein, genauso wie die Eigenbezeichnung „Bank“.

Also gleich mal Google fragen, was zu diesem Unternehmen zu finden ist: Nichts, jedenfalls nichts mit Klagenfurt- oder Österreich-Bezug.

Nächster Anhaltspunkt, deren Einladung zur Eröffnung: Da erwähnt man im gleichen Atemzug mit Bitcoin noch etwas mit der Bezeichnung „MACRO“: „Sicher und mühelos transferieren, erwerben und anlegen – in den Kryptowährungen Bitcoin und Macro“

Sucht man nach Macro bzw. Macrocoin landet man schnell auf der Homepage world-of.money von Alfred Salzmann, einem der Initiatoren und Gesellschafter der CBNK GmbH. Schockierend: Neben Werbung für Macro möchte einem Hr. Salzmann auch gleich Onecoin / Onecoin-archivierte Fassung und Capricoin (premined, MLM-Ponzi) schmackhaft machen.

Der Geschäftsführer und Hauptgesellschafter mit 34.650 von 35.000 Euro der Stammeinlage ist Günther Primik, nach Eigenaussage mit vier Jahren Erfahrung mit Kryptowährungen – laut Wirtschaftskammer jedoch mit Gewerbeschein für Direktvertrieb (aka Network-Marketing) aktiv. Auf Primik ist die Domain der Bank-Homepage registriert und auch gleich die eines Partners, der „Sustainopreneurship Academy„, laut Presseaussendung „anerkannter Anbieter von Online-Schulungen zum Thema Kryptowährungen“. Ob man hier bald Schulungspakete erwerben kann?

Dritter im Bunde, wenn auch formalrechtlich nicht mit der Cryptobank verbunden, ist Hr. Hadil Krenn, der seit einiger Zeit mit Webinaren und Gasthaus-Auftritten für Macrocoin wirbt.

Macrocoin soll eine „100% sachwertgestützte Kryptowährung“ sein, das Kürzel lautet MCO. Man gibt sich zwar Mühe, die Unterschiede zu Onecoin zu betonen – „Wir sind kein MLM-Coin“, „Wir sind an einer Börse gelistet“, „Code ist Opensource und auf Github“ – bei näherer Betrachtung bleibt von diesen Behauptungen jedoch nicht viel übrig. So gibt es zwar ein Listung auf c-cex.com, allerdings praktisch ohne Handelsvolumen (USD, BTC). Der Sourcecode auf Github wurde am 1.9.2016 hochgeladen, seither keine Updates mehr.

Der Mann hinter Macrocoin ist Simon Karakaš, ein Slowene mit illustrer Vergangenheit (fragt Google), ebenfalls anwesend bei der Eröffnung der Klagenfurter Cryptobank. Die offizielle Homepage von Macrocoin ist uecbank.com, erklärt er dort auf Nachfrage. Ein Blick auf das Dashboard soll die Bedeutung von Macrocoin zeigen: Heute schon gut 600.000 Transaktionen und über 2700 Trades, 9000 User Online, etc. Ein Blick unter die Haube entlarvt aber auch hier Wahrheit: Die Werte sind hardcodiert und ändern sich per Zufallszahlengenerator. Kleines Beispiel:

var tradesToday = "2,743.623";
tradesToday=fromFloatToString(fromStringToFloat(tradesToday)+random(3,9));

Selbst von den ca. 300 Macrocoin-Nodes laufen mehr als die Hälfte in Slowenien, etwa 90 auf einer einzigen IP-Adresse. Der Blockexplorer zeigt, dass bis auf das Erzeugen neuer Coins KEINE Transaktionen stattfinden, von Benutzung oder Verbreitung des Macros kann daher keine Rede sein.

Dem behaupteten Realwerte-Backing des Macros muss man leider blind vertrauen. Dass die letzten 5 Stellen aller genannten Assets auf uecbank.com bis auf die Kommastelle ident sind, ist ganz sicher nur Zufall…

Spannend: Bei der Eröffnung behaupteten Salzmann und Karakaš einen Mindestwert von 1,20 EUR bzw. 1,20 USD für den Macro (MCO) – das wundersame Backing mache das möglich. Der Blockexplorer zeigt jedoch, dass bereits 1,9 Milliarden MCO existieren und ständig neue hinzukommen. Nun möge mal jemand den garantierten Gegenwert zeigen. Vielleicht können ja die asiatischen Partner, die „GSA – Global Sustainopreneurship Assosiation“, in deren Unternehmen auch investiert werden soll, Blei in Gold oder Onecoins in Bitcoin verwandeln und so für Werthaltigkeit sorgen. Karakaš benutzt derweil die nächsten Buzzwords und kündigt die Nutzung von Ethereum-basierten Smart-Contracts an. Und alles wird gut!

Fazit
Wir haben überlegt, ob wir uns als Bitcoin Austria überhaupt zu der Sache äußern sollen. Da mit den Proponenten aber 1. ein klarer Österreich-Bezug da ist und 2. diese Leute Bitcoin im gleichen Atemzug mit Macrocoin erwähnen, WARNEN wir hiermit vor Investments in Macrocoin. „Vertriebspartner“ für Macrocoin sollten bedenken, dass sie mit dem Anwerben neuer Investoren zivilrechtliche und strafrechtliche Risiken eingehen.

Ein Besuch im Laden der „Kryptobank“ sollte hingegen ungefährlich sein, solange man seinen Hausverstand nicht ausschaltet. Die Adresse ist Neuer Platz 6, Klagenfurt. Auf ihrer eigenen Homepage ist bis heute (21.6.) noch kein Impressum zu finden.

Update 23.6.: Auf der „Bank“-Homepage steht nun nur noch „Wartungsmodus“, die bisherige Fassung ist weiterhin auf Archive.is und im Google-Cache zu finden.

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